Bevor der Traktorenbau bei Güldner begann, hatte sich die Firma schon einen Namen im Motorenbau gemacht. 1904 in München als GmbH gegründet, produzierte die Güldner Motoren-Gesellschaft Generatoren und große Motoren bis 600 PS. Wenige Jahre später erfolgte ein Umzug nach Aschaffenburg, um ein geeignetes Gelände zu nutzen, das auch mit dem Main als Wasserweg preiswertere Transporte ermöglichte. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Ende der 20er Jahre führten zu einer Gesamtübernahme durch den bisherigen Mitgesellschafter Carl von Linde, die Firma Güldner wurde damit in die Linde AG eingegliedert. Nun erfolgte eine Umstellung der Produktion von den nur noch schwer verkäuflichen Großmotoren auf Kleinmotoren. Anfangs bestand ein Bezug zur Landwirtschaft nur über die Berliner Moorkultur-Kraftpflug-Gesellschaft, für die man die Motoren lieferte. Doch mit den neuen Motoren bot sich ein Einstieg in die Produktion eigener Traktoren an. Ein erster Prototyp wurde 1934 fertig gestellt. Jedoch erst 1938 kam der erste Serienschlepper auf den Markt, der A20. Im Krieg kam noch der A30 mit wenigen Exemplaren dazu. Mit Deuliewag schloss Güldner eine Produktionsgemeinschaft für den Bau der Motoren in deren Straßenschlepper. Die im Krieg staatlich verordnete Umstellung auf Festbrennstoffe konnte man gelassen begegnen, da man bei Güldner vorausschauend den Motor und sogar den Holzgasgenerator fertig entwickelt hatte. Große Stückzahlen kamen nicht zustande, da man auch in die Kriegsproduktion eingebunden war. Bei Deuliewag und Fahr wurden diese Motoren und Generatoren ebenfalls eingebaut. Nach dem Krieg waren viele Schwierigkeiten zu überwinden, da das Werk erhebliche Schäden aufwies. Teile der Produktion wurden zur Firma Fahr ausgelagert. 1946 kam als erster Nachkriegsschlepper von Güldner der A28 auf den Markt, gefolgt 1948 vom AF30. In den ersten Nachkriegsjahren dürfte aber auch die Umstellung der mit Holzgas betriebenen Schlepper von Güldner und Fahr auf Dieselbetrieb einen wesentlichen Anteil der Arbeiten ausgemacht haben. Ab 1949 begann bei Güldner eine neue Zeit in der Schlepperproduktion. Die bisher noch eckigen Motorhauben im Vorkriegsstil wurden ablöst von einem runderen, modernen Styling. Wegen der Form des Kühlergrills kam schnell der Spitzname "Haifischmaul" auf. Jedoch auch die Technik war überarbeitet, neue Motoren kamen zum Einsatz. Der Zulieferer ZF (Zahnradfabrik Friedrichshafen) mit seiner Tochterfirma ZP (Zahnradfabrik Passau) sollte generell für die gesamte Produktionszeit zum einzigen Zulieferer der Getriebe bzw. der gesamten Antriebseinheit mit Hinterachse und Bremsen werden. Waren bisher alle Schlepper mit Wasserkühlung ausgestattet, folgte Güldner ab 1953 dem allgemeinen Trend der Zeit, auch luftgekühlte Motoren in seinen Schleppern anzubieten. In den 50er Jahren teilte sich die Kundschaft der Hersteller in zwei Lager, die entweder Wasser- oder Luftkühlung bevorzugten. Also boten viele Hersteller alternativ beide Kühlungsarten an, so auch Güldner. Meist gab es Motoren und Traktoren mit den gleichen Daten in einer Leistungsklasse, die sich nur durch das verwendete Kühlsystem unterschieden. Ab 1956 änderte sich nach und nach das äußere Bild der Traktoren, ein neues Styling zeigte einen ovalen Kühlergrill, der in eine tonnenförmigen Motorhaube befestigt war. 1958 wurden alle Motoren von Rollenlagerung auf Gleitlager umgestellt. Hierdurch konnte die Leistungsausbeute verbessert werden, ein paar PS mehr standen bei sonst gleicher Bauweise zu Verfügung. Ebenfalls 1958 begann die feste Zusammenarbeit mit Fahr, die Europa-Reihe wurde als gemeinsame Produktion von Fahr und Güldner gestartet. Dabei wurden alle Traktoren bis 20 PS von Güldner produziert, alle Schlepper über 20 PS von Fahr. Die Motoren kamen außer beim A4M Toledo von Güldner, die Getriebe von ZF. Nur die Motorhauben und Lackierungen wurden vom jeweiligen Hersteller seinem Programm angepasst, manchmal waren auch eigene Vorderachsen oder andere Kleinteile herstellerspezifisch. Da jedoch Deutz 1961 25 Prozent der Anteile von Güldner erworben hatte, wurde das Abkommen wieder gelöst. Deutz stellte selber Traktoren und Motoren her und hatte kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit Güldner. Schon 1962 stellte Fahr die Traktorenproduktion komplett ein. Güldner musste nun die Gesamtproduktion seiner Traktoren wieder übernehmen, was auch erstaunlich reibungslos gelang. 1962 begann man sogar mit der komplett neuen G-Modellreihe.
Das rote Gold aus Aschaffenburg ! Der auch heute noch gute Ruf der Güldner Traktoren basiert auch zu einem guten Teil auf diesen G-Modellen. Hiermit kam erstmals der Allradantrieb optional in vielen Modellen zum Einsatz, zusammen mit ZF – Getrieben entwickelt, rund 1 Jahr bevor die anderen Hersteller wie Eicher oder Schlüter Allrad bekamen. Die ersten Sechszylindermotoren wurden eingebaut und die meisten Typen konnten wahlweise mit Schnellganggetrieben bis 30 km/h geordert werden. Doch gegen Ende der 60er Jahre war der Schleppermarkt rückläufig, die Absatzzahlen ließen allgemein nach. Bei Güldner war man durch präzise Fertigung zu teuer, auch der reine Motorenverkauf an andere Hersteller ließ nach. Im Mutterkonzern Linde entschied man 1969, die Traktorenproduktion einzustellen. Im Laufe der Jahre hatte Güldner auch einige Fahrzeuge im Verkauf oder der Produktion, die keine Traktoren waren. 1925 bis 1926 - noch vor den Traktoren - stellte Güldner ein Motorrad mit 498 ccm Hubraum her. Ende der 50er Jahre begann die Produktion des Hydrocar, ein kleiner Transporter mit Ladefläche, der neben den standardmäßigen Dieselmotoren auch Benzin-, Gas- und Elektromotoren als Antrieb genutzt hat und der Vorläufer des heute allgemein bekannten Hydrostatantriebs der Linde Stapler ist. Der Geräteträger Multitrac hatte zwar einen Güldner Motor, wurde aber von Ritscher produziert. Ab Januar 1970 wurden bei Güldner nur noch Gabelstapler und Hydrauliksysteme gefertigt. Der Name Güldner wird auf den Produkten nach und nach durch "Linde" ersetzt, 1991 verschwindet er aus dem Handelsregister. 2006 wird die Produktion in die Kion GmbH ausgegliedert und verkauft. |